Sonntag, 5. März 2006

ABC...

Ein Blick auf Gemütslagen, Ängste, Gleichgültigkeit, Hilflosigkeit und Kommunikationsprobleme...

Irgendwo in Süddeutschland. Februar 2006. A und B stehn auf einer Straße die von Schnee bedeckt ist. C schaut und hört zu.
A (mit Zeitung unterm Arm): „Tja, die Luft brennt, hm?“
B: „Von brennen kann keine Rede sein, ich friere vielmehr.“
A: „Das mein ich nicht. Libanon, Syrien, Palästina, Ägypten… ich sage dir, die Luft brennt. Riechst du es denn nicht?“
B (riecht): „Nein. Aber ich habe die Bilder im Fernsehn g’sehn. Dort brennen eher Flaggen als die Luft.“
A: „Ich sage dir: es ist die Luft. Sie bekommt den Leuten dort unten nicht. Muss das Klima sein. Die Ölfelder. Ich sags dir, die Ölfelder, die tun auf die Dauer nicht gut. Und die Hitze, diese Hitze…“
B: „Und hier stürtzn Hallen und Häuser ein von Schnee und Kälte. Das Klima spielt verrückt…“
A: „Du hast recht. Das Klima. Es ändert sich. Zieht schon über Land und Leute. Und setzt Herzen in Flammen, ja, Herzen in Flammen, das musst du doch riechen…“
B (riecht): „Also, ich riech immer noch nix. Muss die Kälte sein. Der Schnupfen. Krieg ich immer um diese Jahreszeit. Kalte Luft is nich gut…“
A: „Ja, hier ist die Luft kalt. Aber ein Großbrand is am entstehn. Ein Großbrand… und du sprichst von Schnupfen. Ich sag dir, der nächste Sommer kommt bestimmt. Und ein heißer Sommer wird es werden. Ich seh sie schon die Wärmegewitter, die Lichtblitze, den Dampf der uns umfangen wird…“
B: „Sags ja, das Klima spielt verrückt. Und dieser Schnee erst, dieser Schnee hier. Unglaublich, oder? Hast sowas schonmal erlebt?“
A: „… nichts gegen das was wir noch erleben werden. Die Spatzen pfeifen es schon von den Dächern.“
B: „Du sagst es. Da muss einem wirklich angst und bange werden. Mit der Vogelgrippe. Hoffe ich krieg das nicht. Wirklich gefährlich was man so hört. Im Fernsehn sieht man ja bald nicht anderes mehr…“
A: „Du magst diese Dinge im Fernsehen sehn… Ich sehe andere. Sehe gefesselte Geiseln vor maskierten Männern im Fernsehn. Sehe Massen mit Gewehren und grünen Fahnen durch die Straßen rennen. Sehe aufgebrachte Männer in Anzügen. Männer die reden. Männer die schießen. Männer die sterben in Kugeln und Feuer. Brennende Luft…“
B: „Muss auch mit der Luft zusammenhängen das mit der Vogelgrippe. Und mit dem ganzen Schnee erst. Hätte nichts dagegen wenns auch hier ein bißchen wärmer würd. Komm mit dem Schippen gar nimmer hinterher. Mei, andererseits is des grad recht. Jetzt wo die Spiele sin…“
A: „Und Spiele werden es werden. Spiele die die Welt noch nicht gesehn haben…“
B: „Naja, mir sin ja ganz erfolgreich. Und au sonst isses bisher ganz nett. Nur schönere Kostüme hättens sich aussuchen können. Mir is des a bisserlz bunt. Naja, i werds dann mal packen. Da hinten stehn scho wieder ganz graue Wolken. Wird wohl wieder an guten Schnee geben… Also, Servus“ (B ab)
A (leise): „Ja, graue Wolken.“

Von Elefanten im Porzelanladen - die Hybris Schröder

Mein erster Beitrag für diese Seite ist nicht unbedingt aktuell, aber immer noch von Bedeutung, da der unvergessliche Auftritt in der Berliner Runde nach der Wahl im September 2005 das wahre Gesicht unseres Ex-Kanzlers schonungslos offenlegte. Vielleicht hatte er vorher ein bißchen zuviel an russischem Erdgas geschnüffelt - wer weiß das schon so genau? Sicher ist, das sein letzter großer Auftritt - vom peinlichen Zapfenstreich mal abgesehen - auch ein Stück politischer Wahlkampfgeschichte geworden ist. Wer nochmal alles in Ruhe genießen will, der kann sich den Audiomitschnitt unter http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/26/0,1872,2376602,00.html anhören.

Vom 18.09.2005 (ursprünglich ein Leserbrief, den ich aus Wut und Scham schrieb und der gekürzt in der Augsburger Allgemeine, sowie dem Focus erschien):
Es war schon ein etwas groteskes Bild, das den Bürgern unserer Bundesrepublik gestern während der Berliner Runde entgegenstrahlte. Da saßen sich zwei Parteien gegenüber (der Vertreter der „Linkspartie“ und die beiden Reporter ausgenommen): auf der einen Seite vier Politiker demokratischer Parteien, die die Wahlentscheidung der Bürger mit allem gebührenden Respekt und der gebotenen Fairness entgegennahmen und sich trotz hartem, Kräfte zehrenden Wahlkampf bemühten würdevoll und ihrer exponierten Stellung entsprechend zu verhalten, auf der anderen Seite ein Mann, der die Sachlage in übersteigertem Selbstbewusstsein und vollkommener Machttrunkenheit wohl nicht ganz begriffen hatte: der sich zum Sieger ausrief, müde über seine Kontrahenten lächelte, wilde Unterstellungen machte und sich eine geschlagene Stunde benahm wie ein Bauer im Bierzelt. Hätte nicht ausgerechnet eben derselbe Mann die letzten sieben Jahre lang unseren Staat mitgeleitet und verwaltet, hätte uns nicht im Ausland repräsentiert, wäre nicht unser Bundeskanzler gewesen, ich hätte ihn für die Hauptfigur eines griechischen Trauerspiels gehalten, die in all ihrer Selbstherrlichkeit und Selbstüberschätzung die Gesetze und Befehle der Götter ignoriert, was letztendlich zu ihrem Fall und Tod führt. Nur leider war es kein fiktives griechisches Trauerspiel, es war eine reale, deutsche Tragödie, die seit geraumer Zeit andauert und gestern ihren traurigen Höhepunkt fand. Anstatt den Ernst der Lage und sein Scheitern zu erkennen, sitzt Herr Schröder auf seinem Posten wie die Henne auf dem Ei, gewillt jeden Aggressor abzuwehren, der es wagen sollte sich an seinen Schatz zu wagen. Es war eine beschämende, traurige Vorstellung, die er gestern geboten hat, ein Schlag ins Gesicht für jeden Bundesbürger, der gestern pflichtbewusst eine schwere Entscheidung gefällt hat. Dass sein Lager, allen voran der Mephisto der deutschen Politik Müntefering, auch noch Herrn Schröders Entscheidung sich in dieser Misere Neuwahlen zu stellen als „Mut“ bezeichnet, dazu fehlen mir die Worte. Selbst jetzt, nachdem die Bürger rot-grün abgewählt haben, fehlt es Herrn Schröder an der Objektivität sein Scheitern zu erkennen. Doch vor allem die Art und Weise mit der er sich vor seinem eigenen Versagen verschließt ist einer Respektsperson nicht würdig. Zeitweise kam es mir so vor, als hätte sich Herr Schröder den gesamten gestrigen Tag über nur flüssig ernährt. Ich persönlich hoffe nur, dass es das letzte Stück des Schauspielers Schröder war. Denn es braucht schon lange mehr als ein wenig Schauspielkunst um Deutschland, den „sickman of Europe“, wie unser Land in britischen Medien so treffend bezeichnet wird, aus der dunklen Sackgasse zu führen, in der wir alle uns befinden. Hoffen wir nur, dass aus der Hybris Schröder nicht eine Hybris Deutschland wird.

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